Kategorie: Erfolgreiche Webseiten


Die Usability einer Webseite oder eines Onlineshops ist längst als erfolgskritischer Faktor erkannt. Ein wichtiges Hilfsmittel für die systematische Optimierung der Usability einer Webseite oder eines Onlineshops sind so genannte Usability-Tests. Bei einem Usability-Test werden Aktionen, Reaktionen und Verhaltensweisen von Testpersonen bei der Bewältigung bzw. Bearbeitung typischer Aufgaben und Fragestellungen auf einer Webseite oder einem Onlineshop beobachtet und vor allem auch dokumentiert. So können wertvolle Hinweise auf erforderliche Anpassungen und Optimierungen abgeleitet werden. Professionell durchgeführte Usability-Tests basieren dabei allerdings auf einer Vielzahl verschiedener aufeinander abgestimmter Techniken und Verfahren und sind dementsprechend – wenn von Dienstleistern durchgeführt – sehr teuer. Trotzdem können einfache Usability-Tests durchaus auch selbst durchgeführt werden. Dieser Blogartikel beschreibt wie.

Usability = Gebrauchstauglichkeit

Zunächst möchte ich mit einem weit verbreiteten Missverständnis aufräumen: Dem Missverständnis, dass „Usability“ mit dem deutschen Begriff „Benutzerfreundlichkeit“ gleichzusetzen ist. Dies ist nicht richtig. Zwar ist auch die Benutzerfreundlichkeit ein wichtiger Faktor für Webseiten und Onlineshops. Allerdings muss der Begriff „Usability“ mit dem deutschen Begriff „Gebrauchstauglichkeit“ übersetzt werden. Und Gebrauchstauglichkeit ist nun eben etwas anderes als Benutzerfreundlichkeit (die im Englischen wiederum als „User Friendlyness“ bezeichnet wird).

Was bedeutet nun aber Usability (Gebrauchstauglichkeit)? Usability bezeichnet nach EN ISO 9241 Teil 11 das „Ausmaß, in dem ein Produkt, System oder ein Dienst durch bestimmte Benutzer in einem bestimmten Anwendungskontext genutzt werden kann, um bestimmte Ziele effektiv, effizient und zufriedenstellend zu erreichen“. Im Fokus der Gebrauchstauglichkeit steht somit also (vor allem) die Frage danach, ob eine Webseite oder ein Onlineshop es seinen Nutzern ermöglicht, deren Informations- oder Kaufbedürfnis zu erfüllen und zu befriedigen. Eine einfache, durchdachte aufgabenorientierte Funktionalität von Webseite oder Shop ist dabei der Schlüssel.

Es ist gerade die Gebrauchstauglichkeit einer Webseite, die erheblichen Einfluss auf deren Nutzerakzeptanz und damit auch auf deren Erfolg hat. Methoden des Usability Engineering zielen deswegen auf die Entwicklung von Systemen mit möglichst hoher aufgabengerechter Funktionalität oder Gebrauchstauglichkeit. Usability Engineering sollte dabei nicht als Sammlung zusammenhangloser Einzelmethoden eingesetzt werden, sondern muss typischerweise den gesamten Lebenszyklus einer Webseite oder eines Onlineshops begleiten. Ein Ansatz Usability Engineering Ansatz sind die so genannten Usability-Tests, die jetzt im Nachfolgenden aufgegriffen werden sollen.

Usability-Tests

Wikipedia definiert: „Ein Usability-Test wird durchgeführt, um die Gebrauchstauglichkeit einer Software oder Hardware mit den potenziellen Benutzern zu überprüfen.“ Dazu bekommen echte Nutzer (so genannte Testprobanden oder Testpersonen) eine bestimmte Menge an konkreten Aufgaben, die - unter Beobachtung von Usability-Experten - auf einer Webseite oder einem Onlineshop bearbeitet und gelöst werden müssen. Beispiele solcher Aufgaben: Finde Produkt XY, initiiere Bestellprozess, suche Kontaktinformationen, finde die AGBs, drucke die Datenschutzerklärung aus etc.

Um bei Usability-Tests die Aktionen, Reaktionen und Verhaltensweisen der Testpersonen möglichst genau erfassen und auswerten zu können, wird auf eine ganze Reihe an Hilfsmitteln zurückgegriffen: Insbesondere Ton-, Video- und Bildschirmaufzeichnungen spielen eine wichtige Rolle, aber auch der Einsatz von Eye-Tracking-Software zur Erfassung von Mausbewegungen/-klicks oder Aufzeichnungen von Tastatureingaben sind übliche Hilfsmittel.

Wie schon ganz oben erwähnt: Professionell durchgeführte Usability-Tests basieren auf einer Vielzahl verschiedener aufeinander abgestimmter Techniken und Verfahren und sind dementsprechend – wenn von Dienstleistern durchgeführt – sehr teuer. Trotzdem können einfache Usability-Tests auch selbst durchgeführt werden.

Usability-Tests selbstgemacht...

Schritt #1: Formulieren Sie auf Basis der identifizierten Fragestellungen 5-8 konkrete Aufgaben, die Onlinenutzer auf ihrer Webseite oder in ihrem Onlineshop lösen sollen. Diese Aufgaben müssen möglichst präzise aufgeschrieben werden. Ein Beispiel: „Finden Sie das Produkt XY, fügen Sie dies dem Warenkorb hinzu und initiieren Sie anschließend den Bestellprozess.“ Ein anderes: „Suchen Sie das Kontaktformular auf unserer Webseite und benutzen Sie das Kontaktformular, um eine Anfrage an uns zu stellen.“

Schritt #2: Suchen Sie 5-8 Testprobanden in ihrem Kunden- oder Bekanntenkreis. Laden Sie diese Testprobanden zu ihrem Usability-Test ein. Erfahrungen zeigen, dass schon mit relativ wenigen Testpersonen vergleichsweise viele Usability-Probleme und Optimierungspotentiale identifiziert werden können.

Schritt #3: Führen Sie den Usability-Test durch. Dazu bekommen die eingeladenen Testprobanden nacheinander und einzeln die von Ihnen vorbereiteten Aufgabenstellungen und müssen diese dann lösen. Der Testproband sitzt vor dem Rechner bzw. Laptop. Sie sitzen direkt daneben, um gut beobachten zu können. Ganz wichtig: Bitten Sie ihre Testprobanden darum, während der Aufgabenbearbeitung laut zu denken bzw. die eigenen Gedanken während der Aufgabenbearbeitung zu artikulieren. Der Einsatz dieser Thinking Aloud Technik ist ein wesentlicher Baustein erfolgreicher Usability-Tests. Zur Aufzeichnung und Dokumentation von Rückmeldungen während der Aufgabenbearbeitung kann beispielsweise das Audioaufnahmegerät eines Smartphone genutzt werden. Sie selbst sollten während des Usability-Tests zusätzlich genau beobachten (und aufschreiben), was der Testproband während der Aufgabenbearbeitung auf der Webseite oder im Shop macht.

Schritt #4: Belohnen Sie die Testprobanden (dies sollte auch schon vor dem Usability-Test angekündigt werden). Beispiele von Belohnungen können kleine finanzielle Aufwandsentschädigungen (50€) oder auch Gutscheine für Restaurantbesuche sein. Die Belohnung hat den alleinigen Zweck ihre Testprobanden zu motivieren – auch wenn eine intrinsische Motivation vorhanden sein mag (wenn die Testperson Sie z. B. gut kennt), kann eine extrinsische Motivation wahre Wunder bewirken.

Schritt #5: Rekapitulieren Sie nochmals die erfassten Aussagen und Verhaltensweisen der Testprobanden – allerdings mit nicht all zu großem zeitlichen Abstand. Versuchen Sie wesentliche Schwachstellen und damit Optimierungspotentiale zu identifizieren. Ein Tipp aus eigener Erfahrung: Oft sind es einfache „Handgriffe“, die die Usability einer Webseite oder eines Onlineshops schnell und einfach erheblich verbessern können.

Zu guter Letzt: Wie schon erwähnt können mit relativ wenigen Testpersonen bereits vergleichsweise viele Usability-Probleme und Optimierungspotentiale identifiziert werden. 5-8 Testprobanden sollten es allerdings schon sein. Für gut vorbereitete und durchgeführte Usability-Tests müssen dann trotzdem schnell zwei Tage Aufwand eingeplant werden. Der Aufwand lohnt sich jedoch (auch wenn solche selbstgestrickten Usability-Tests professionelle Usability-Tests jedoch niemals ersetzen können).

Fazit

In diesem Blogartikel wurden Usability-Tests als hilfreiches und wirksames Mittel vorgestellt, die Usability (oder Gebrauchstauglichkeit) einer Webseite oder eines Onlineshops zu verbessern. Neben einer Charakterisierung des Begriffes Usability und einer grundsätzlichen Beschreibung von Usability-Tests wurden konkrete Schritte beschrieben, wie pragmatische Usability-Tests selbst durchgeführt werden können.

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Die Digitalisierung überrennt Gesellschaft, Unternehmen und jeden Einzelnen von uns mit unvorstellbarer Dynamik und Wucht. Während manche Auswirkungen in unserem Alltag sichtbar und spürbar sind, bleibt vieles andere vage und im Verborgenen. Das Bild eines Eisbergs beschreibt diese Situation treffend. Wir sehen v. a. das, was über der Wasseroberfläche zu erkennen ist. Das jedoch, was unterhalb des Wasserspiegels verbleibt, ist weitestgehend unbekanntes Land. Dieses unbekannte Land greift das Blog „Ereignishorizont Digitalisierung“ auf. Es geht um Neuland-Missverständnisse, Gar-Nicht-So-Weit-Weg-Zukunftsfantasien und What-the-Fuck-Momente. Sicher selektiv. Immer auch subjektiv! Besondere Zielgruppe sind Entscheider und Gestalter der Digitalisierung und Digitalen Transformation.


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