Kategorie: Social Media


In einem früheren Artikel habe ich bereits einige Beispiele von berühmten Shitstorms aufgeführt und kurz diskutiert. In diesem Artikel möchte ich fünf weitere (mal mehr und mal weniger bekannte) Beispiele von Shitstorms präsentieren.

Vorneweg: Shitstorms!

Das Web 2.0, oft auch als Mit-Mach-Web bezeichnet, lebt von den Rückmeldungen seiner Nutzer. Nutzergenerierte Inhalte sind zum entscheidenden und festen Bestandteil in vielen Bereichen geworden. Beispiele von solchem nutzergeneriertem Inhalt sind Bewertungen, Kommentare, Rezensionen und grundsätzlich jede Art von selbst erstelltem Inhalt (gemeint sind also auch Statusmeldungen, Fotos, Texte etc.). Ob man will oder nicht: Mit diesen nutzergenerierten Inhalten muss man leben, wenn man als Unternehmen versucht die Vorteile des Mit-Mach-Webs zu nutzen.

Ab und zu kommt es nun aber zu der Situation, dass aus Unternehmenssicht im Web 2.0 alles schief läuft und sich negative Rückmeldungen verselbständigen und plötzlich auf eine Art und Weise über ein Unternehmen diskutiert wird, wie man es sich so (wieder aus Unternehmenssicht) vorher nicht vorgestellt hatte - ein Shitstorm wird entfacht.

Was ist ein Shitstorm? Wikipedia definiert: "Ein Shitstorm bezeichnet [...] ein Internet-Phänomen, bei dem massenhafte öffentliche Entrüstung sachliche Kritik mit zahlreichen unsachlichen Beiträgen vermischt". Typische Elemente eines Shitstorms sind Blogbeiträge, Twitternachrichten oder auch Facebook-Kommentare. Ziel eines Shitstorms, bei dem entsprechende Nutzerrückmeldungen oder Kommentare oft aggressiv, beleidigend, oder bedrohend sind, sind Unternehmen, Einzelpersonen oder in der Öffentlichkeit aktive Personengruppen, wie etwa Parteien oder Verbände.

Die Entstehung eines Shitstorms entzündet sich dabei manchmal an gezielt gestreuten Inhalten (z. B. anhand von Videos von Gruppierungen oder Organisationen, die auf Missstände aufmerksam machen wollen), manchmal aber auch ganz unerwartet und auf eine Art und Weise die vorher sehr schwer oder gar nicht absehbar war. Das nachfolgende Beispiel 1 steht für die erste Kategorie von Shitstorm. Die Beispiele 2-5 stehen für letztere Kategorie.

Beispiel 1 – Zalando

Im Juli 2012 sah sich Zalando einem Shitstorm gegenüber. Was war passiert? In einem Bericht der ZDF-Sendung „ZDFzoom“ wurde über Zalando und die dort vorherrschenden Arbeitsbedingungen berichtet. Als konkrete Beispiele der besagten schlechten Arbeitsbedingungen wurden ein Mini-Stundenlohn von 7,01 Euro, fehlende Sitzmöglichkeiten, die ständige Überwachung sowie ein verschmutzter Toiletten-Container für Hunderte von Arbeitskräften aufgeführt. Hier der ZDF-Bericht (Quelle: YouTube):


Die Welle der Empörung ließ nicht lange auf sich warten. Schon während der Ausstrahlung des Berichtes riefen auf der Facebook-Fanpage von Zalando Nutzer zum Boykott des Unternehmens auf und forderten eine Stellungnahme der Verantwortlichen. Eine solche Stellungnahme in Form eines Blogeintrags gab es dann auch, allerdings erst am nächsten Morgen. Nicht gut: Die Schuld für die schlechten Arbeitsbedingungen wurden auf die eigenen Dienstleistern geschoben: "Leider ist uns jedoch bewusst geworden, dass wir auf unsere Dienstleister deutlich mehr Einfluss nehmen müssen." Zumindest in einem Bereich wurde allerdings eine schnelle Verbesserung versprochen: "In Bezug auf die sanitären Anlagen werden sofort Maßnahmen ergriffen."

Beispiel 2 – Der Sparda-Rap

Ein ganz aktuelles Beispiel: Im Oktober 2012 wird in vielen Blogs und Portalen über ein Rap-Video von Mitarbeitern der Sparda Versicherungen berichtet. Hier das Video (Quelle: YouTube):


Beispiel 3 – Aufstand gegen Johannes Ponader

Johannes Ponader, seit April 2012 politscher Geschäftsführer der Piratenpartei, sah sich im Sommer 2012 ebenfalls einem Shitstorm ausgesetzt. Worum ging es? Um den doch eher unkonventionellen Lebensstil von Johannes Ponader. Das Interessante: Ponader wurde insbesondere von Mitgliedern der Piratenpartei angegriffen und regelrecht niedergemacht. Ein Artikel zu den Hintergründen dazu findet sich z. B. beim Stern.

Beispiel 4 – Vodafone und sein Kundenservice

Im Juli 2012 musste Vodafone erfahren, welche Macht und Wirkung die Nutzer in den sozialen Netzwerken entfalten können. Auslöser des Shitstorms war ein einziger Pinnwandeintrag auf der Facebook-Seite von Vodafone am 25.Juli 2012. Eine Kundin beschwerte dort öffentlich über den schlechten Service des Telefonanbieter. Die Reaktion: Mehr als 140.000 Facebook-Mitglieder bewerteten das Posting mit einem "Like"-Klick (Gefällt mir). Der gesamte Shitstorm kann direkt bei Facebook angesehen werden – und auch knapp drei 3 Monate werden fast täglich neue Kommentare von Nutzern zum Thema publiziert.

Beispiel 5 – Wütende Sportfans

Über ein weiteres interessantes Beispiel eines Shitstorms aus den USA wird hier berichtet. Im Montagabendspiel der NFL am 24.September 2012 trafen die Green Bay Packers auf die Seattle Seahawks. Einige Sekunden vor Schluss des Spiels kam es dann zu einer spielentscheidenden und offensichtlichen Fehlentscheidung der Schiedsrichter, die diese auch nach Studium des Videomaterials nicht korrigierten. Der anschließende Aufschrei in der amerikanischen Sportwelt war gewaltig.


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Die Digitalisierung überrennt Gesellschaft, Unternehmen und jeden Einzelnen von uns mit unvorstellbarer Dynamik und Wucht. Während manche Auswirkungen in unserem Alltag sichtbar und spürbar sind, bleibt vieles andere vage und im Verborgenen. Das Bild eines Eisbergs beschreibt diese Situation treffend. Wir sehen v. a. das, was über der Wasseroberfläche zu erkennen ist. Das jedoch, was unterhalb des Wasserspiegels verbleibt, ist weitestgehend unbekanntes Land. Dieses unbekannte Land greift das Blog „Ereignishorizont Digitalisierung“ auf. Es geht um Neuland-Missverständnisse, Gar-Nicht-So-Weit-Weg-Zukunftsfantasien und What-the-Fuck-Momente. Sicher selektiv. Immer auch subjektiv! Besondere Zielgruppe sind Entscheider und Gestalter der Digitalisierung und Digitalen Transformation.


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